„Vom Donut zum Krapfen mit Dirndlmarmelade!“**
Der gesamte Prozess wurde von allen Fraktionen gemeinsam mit den Gemeindebürger:innen, die sich einen neuen Hauptplatz gewünscht haben, gemeinschaftlich bestritten. Dieses Projekt bekämpft das Ortskernsterben mit folgenden Impulsen:
- Von der Brachfläche zur Funktionsmischung
Durch die Neugestaltung des Platzes wurden vier brachliegenden Gebäuden neue Funktionen zugeteilt. Zwei bestehende Wohneinheiten wurden durch den Umbau zu 33 Wohneinheiten, sechs Geschäftsflächen und einer Ganztagsgastronomie umgewandelt. - Maßnahmen zur Klima-Wandel-Anpassung
Ober-Grafendorf ist die erste Gemeinde in Österreich, die ihren Hauptplatz GREENPASS® zertifizieren ließ. Die GREENPASS® Certification ist ein wissenschaftlich entwickeltes Prüfverfahren, um die klimabezogene Aufenthalts- und Lebensqualität, die Wirtschaftlichkeit sowie die Wirkung eines Projekts zu optimieren und zu bestätigen. Sie liefert den ersten international gültigen Qualitätsnachweis für die Klimaresilienz von Gebäuden, Quartieren und Freiräumen.
Großes Augenmerk wurde auf die zu erwartenden klimatischen Veränderung der nächsten Jahrzehnte gelegt. Die Draingarden-Flächen wurden mit einer Kombination aus heimischen und/oder ökologisch wertvollen Arten bepflanzt. Elemente wie Totholz und Steine sorgen für optische Abwechslung und zusätzliche Struktur in den Beeten. Zusätzlich zur Verdunstungskühlung der Bepflanzungen kommen auch Nebeldüsen zum Einsatz, die die sommerliche Hitze erträglicher machen. Die großzügige Ausstattung mit Bäumen, Sträuchern, Stauden- und Wiesenflächen wirkt gemeinsam mit einem
maximalen Einsatz unversiegelter Bereiche dem Entstehen einer innerörtlichen Hitzeinsel entgegen. Ziel bei der Gestaltung war der maximale Einsatz unversiegelter Flächen. Auch bei der Belagswahl der befestigten Flächen wurde die Anpassung an den Klimawandel berücksichtigt. Die speziell ausgewählten Pflastersteine strahlen aufgrund ihrer Materialzusammensetzung die Hitze nicht so stark ab. Die Fuß- und Radwege wurden mit Pflasterplatten in Sandbett befestigt. - Mitfinanzierung von Gesundheit im Zentrum
Die Marktgemeinde Ober-Grafendorf hat das erste Stockwerk des Genossenschaftsbaus angekauft, um das vielfach gewünschte Gesundheitszentrum direkt im Ortskern ansiedeln zu können. Dieses bietet Platz für eine Gruppenpraxis mit 3 Ordinationen sowie zusätzlich 2 – 3 Fachärzte. Die angeschlossenen Therapieräumlichkeiten können von diversen Therapeut:innen genutzt werden. Damit gelang der Gemeinde ein wichtiger Schritt zur Aufrechterhaltung der Gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. - Expertenwissen
Damit die notwendigen Planungsarbeiten erarbeitet werden konnten, wurde im Vorfeld ein Verkehrskonzept von EM. O. Univ. Prof. DI Dr. techn. Hermann Knoflacher erstellt, welches als Grundlage für das gesamte Projekt dient. Seitens der TU Wien wurden als Subunternehmer für die Zentrumsentwicklung die Fa. archipel Architekten, Mag. Johannes Kraus und der Landschaftsplaner DI Gerhard Rennhofer beauftragt. In diesem Prozess wurden die Gemeinde-, Platz-, und Gebäudestrukturen genauestens erhoben und analysiert. Für die Verkehrsanalyse wurde das Mobilitätsverhalten der Ober-Grafendorfer Bevölkerung mittels Haushaltsfragebogen abgefragt. Ein Betriebsfragebogen wurde von den Wirtschaftsbetrieben ausgefüllt. Mittels einer elektronischen Verkehrszählung konnte der motorisierte Individualverkehr und öffentliche Verkehr erfasst werden. Weiters wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, wo alle Fraktionen sowie die Wünsche der Gemeindebürger eingebunden wurden. Gewonnen hat das das Planungsbüro schumacher.schindl.freiß.
Fazit
Auf einer Fläche, wo zuvor zwei Wohneinheiten bewohnt waren, leben nun 58 Personen. Die Bewohner:innen haben kurze Wege zum nächsten Arzt, Apotheke, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und öffentliche Verkehrsmitte – das ist das Wohnen der Zukunft. Nun haben Menschen jeden Alters wieder Platz sich zu bewegen. Der Platz ist nun ein neuer Treffpunkt für die gesamte Bevölkerung und stärkt das Zusammenleben in der Gemeinde. Die Bevölkerung nimmt das Angebot im Zentrum gerne wahr und erkennt, dass ein Schanigarten am Hauptplatz gegenüber dem einen oder anderen Parkplatz, der durch das Projekt zurückgestellt wurde, einen großen Mehrwert hat. Dieses Bauprojekt ist ein positives Beispiel für die Zentrumsbelebung, Reduzierung von Flächeninanspruchnahme (Nachverdichtung) und für das Bauen mit Funktionsmischung im Zentrum. Endlich tummeln sich auch Menschen und nicht nur Autos am neuen Hauptplatz von Ober-Grafendorf.
**Viele Kleinstädte leiden unter unbelebten Stadtzentren – das Leben spielt sich am Stadtrand ab: Man spricht vom Donut-Effekt.
Beteiligte Unternehmen:
* STRABAG AG
* Alfred Trepka GmbH
* Elmer GmbH
* LN Steinteam GmbH
* Metallbau Jansch
* Zenebio GmbH
*ZIEGLER Außenanlagen GmbH
* Lumino Licht Elektrotechnik GmbH
* Miramondo Public Design GmbH
* Stausberg Stadtmöbel GmbH
* Humberg Baumscheiben Gmbh
* SIMARK GmbH & Co KG
* Künstler Jürgen Grazzi
Umgestaltung Hauptplatz:
* Landschafts-architektur Ingenieurbüro DI Susanna Freiß
* Ingenieurkonsulent für Kulturtechnik DI Georg Zeleny
* Ingenieurbüro Arbeitsgruppe Baum
* Firma Anton Rath
Gewinner der goldenen Kelle 2023
Projektwettbewerb Dorf- und Stadterneuerung Kategorie KLIMAFITTE ORTE PLATZ 1.
NÖ Wohnbaupreis 2023: Auszeichnung Kategorie Sonderbauten
Ober-Grafendorf ist die erste Gemeinde in Österreich, die ihren Hauptplatz GREENPASS® zertifizieren ließ.
2018
Planungsbeginn
- Ge(H)staltungsdialog
- Exkursion Hauptplatz NÖ
- Hauptplatzplanung
- Gastronomie Nutzungskonzept Roth Haus
- Masterarbeit Standortmarketing
- Zukunftsworkshop
2019
Baubeginn
2019
2023
Fertigstellung
Gesamtkosten:
Die Gesamtkosten für den Hauptplatz und Hauptplatz Nord betragen
€ 2.152.642,93 abgerundet 2,2 Mio. OHNE Abzug der FörderungenFörderungen:
- € 439.000,- KIP 2020 Bundesförderung
- € 131.000,- Stadterneuerung vom Land NÖ
- € 30.000,- Raumordnungsförderung Land NÖ
- € 49.070,- Natur im Garten Förderung
- Das ist eine Gesamtsumme der Förderungen von € 649.070,-
Darlehen: Wurden für dieses Projekt keine aufgenommen